Hippotherapie


Die Hippotherapie setzt speziell ausgebildete Pferde zur Physiotherapie ein. Bei dieser Form der Physiotherapie wird das Reitpferd als Medium verwendet, um Bewegungsimpulse auf das Becken des Menschen zu übertragen. Dabei sitzt der Patient meist in der Gangart Schritt auf dem Pferderücken.

Dieser Effekt soll hier vor allem dadurch erreicht werden, dass sich der menschliche Körper auf die Impulse, die durch das sich bewegende Pferd verursacht werden, neu einpendeln muss. So könnten zum Beispiel halbseitig gelähmte Menschen ein Gefühl für ihre Körpermitte entwickeln. Zugleich werde die Muskelspannung positiv beeinflusst; schlaffe Muskeln spannten sich an, spastische, also zu stark gespannte Muskulatur, hingegen gäbe nach. Dadurch würde die gesamte Haltung vor allem des Oberkörpers geschult und das Balancegefühl verbessert.
Nicht angewendet werden soll die Hippotherapie bei Patienten mit Entzündungen der Wirbelsäule oder medikamentös nicht gut eingestellten Anfallsleiden, mit einem aktiven Schub Multipler Sklerose, Gefahr von Thrombosen oder Embolien, Bluterkrankheit oder Pferdehaar-Allergie.

Es handelt sich hierbei um die einzige krankengymnastische Behandlungsmethode, bei der es möglich ist, drei verschiedene Dimensionen (Bewegungsrichtungen: auf/ab, vor/zurück, links/rechts)gleichzeitig auf den Patienten einwirken zu lassen. Die dadurch entstehenden Impulse ermöglichen ein gezieltes Training der Haltungs-, Gleichgewichts- und Stützreaktionen sowie eine Regulierung des Muskeltonus.

Eingesetzt wird die Hippotherapie bei bestimmten Erkrankungen und Schädigungen des ZNS („Zentralnervensystems“) und des Stütz- und Bewegungsapparates.So kann sie beispielsweise lindernd und harmonisierend bei Spastikern und inkompletten Querschnittssyndromen wirken. Eine Hippotherapie wird grundsätzlich ärztlich verordnet. Der Arzt arbeitet eng mit dem behandelnden Physiotherapeuten/in zusammen und überwacht die Behandlung und ihre Fortschritte.

Eine möglichst physiologische Rumpfaufrichtung ist für alle Patienten mit neurologischen Bewegungsdefiziten enorm wichtig, egal ob das Gehen beeinträchtigt ist oder eine Gehfähigkeit nicht mehr in Aussicht steht. Denn auch beim Sitz im Rollstuhl nimmt der Rumpf, zur Erhaltung der Selbstständigkeit, eine wichtige Rolle ein.
Dazu kommt noch:

Wahrnehmen der körpereigenen Symmetrie:
• Die kontinuierlich wechselseitige Schwingungsübertragung des Pferdes bewegt abwechseln die rechte und die linke Körperhälfte des Patienten in rhythmischer Folge.
• Psychomotorische Wirkung (Körpervertrauen, Konzentration, Aufmerksamkeit, Motivation, Persönlichkeitsentwicklung, Wahrnehmungsschulung,…)
• Sensomotorisches Integrationstraining (Körperwahrnehmung,…)
• Soziomotorische Wirkung ( Kommunikation, Beziehungsfähigkeit,…)

Weitere Wirkungen/Ziele in der Hippotherapie:

• Allgemeine Regulierung der Muskelspannung (Tonisierung hypotoner Muskulatur-Tonussenkung bei Spastizität)
• Dehnen verkürzter Muskeln (z.b.: Mm.adductores)
• Rumpfaufrichtung und Rumpfkontrolle
• Üben selektiver Beckenbewegungen und Erarbeiten des freien Sitzes und Anbahnen von Gleichgewichtsreaktionen
• Aktivierung Gangspezifischer Rumpfreaktionen
• Verbesserung von Gleichgewicht und Koordination
• Intra- und Intermuskuläre Koordinationsschulung und- Verbesserung Muskelfunktionsdifferenzierung
• Aufrichtung des Kopfes (fazilitieren von Kopfkontrolle, dadurch Auswirkungen auf Mundschluß, Speichelfluß, Eß- und Sprechverhalten)
• Funktionelle Mobilisation von Gelenken (Das rhythmische Bewegen von Gelenken unter Muskel- Tonusregulierung führt zur Mobilisation und Zentrierung funktionell eingeschränkter Gelenke)
• Atemtherapie
• Kontrakturprophylaxe